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In Würde altern - aber was ist Würde?

„Ich will in Würde altern“ wird häufig von denjenigen angeführt, die sich gegen ästhetische Eingriffe aussprechen.

Als Mensch mit Migrationshintergrund und als ehemalige Kulturwissenschaftlerin stellt sich da die Frage, was diese „Würde“ eigentlich ist oder was die Menschen gemeinhin darunter verstehen.


Das Wort „Würde“ ist sprachgeschichtlich mit dem Wort „Wert“ bekannt. In diesem Zusammenhang lässt sich besser herleiten, dass Würde die Bedeutung trägt, „den Wert eines Menschen zu achten“. Sowohl den eines anderen Menschen, aber auch den eigenen Wert!

Demnach gibt es auch eine Definition nach Oxford Languages, die besagt, Würde bezeichne das Bewusstsein des EIGENEN Wertes und eine entsprechende Haltung. 

Es gibt noch andere Verwendungen von Würde, die in diesem Kontext jedoch keine Rolle spielen (Würde eines hohen Amtes usw.)


Hier liegt die Krux an der Sache, denn wie die Haltung von jemandem aussieht und wie er dementsprechend handelt, um seinen eigenen Wert zu erhalten, ist individuell verschieden!

So wie der Eine seinen Wert und den Erhalt des Wertes darin versteht, nichts an der Äußerlichkeit zu unternehmen, so will der Andere Zeit und Geld in seinen Werterhalt investieren.


Wenn wir es am Beispiel einer raren Antiquität betrachten, dann werden sich die Einen dafür entscheiden, das kostbare Stück in eine Vitrine oder den Safe zu stellen, während andere versuchen das Aussehen instand zu halten, indem sie die Antiquität ab und an zum Fachmann bringen und aufbereiten lassen.

Wie man an diesem Beispiel sieht, kann man sich nicht über Recht und Unrecht zu streiten. Jeder kann und sollte es so handhaben wie er es für angemessen hält.


Unangebracht ist es jedoch, wenn die „Nichtstuer“ den „Investierenden“ einen Sinn für Würde absprechen. Denn es ist auf keinen Fall würdelos, wenn man etwas unternimmt, diszipliniert und fleißig ist, um dem Verfall etwas entgegen zu halten.


Die Grenze zur Würdelosigkeit ist wohl dann überschritten, wenn in den ästhetisch vorgenommenen Maßnahmen kein hoher Wert mehr zu erkennen ist. Kurzum – wenn das Ganze nur noch preiswert und karikaturesk aussieht. Billig halt!

Denn manchmal werden ästhetische Eingriffe eben auch dazu benutzt, den selbst empfundenen MINDERwert zu überdecken. Schnell werden die Unterspritzungen in Lippen und Gesicht dann massiv übertrieben und überschreiten die Grenze zur Natürlichkeit. Darin ist kein hoher Wert und definitionsgemäß nur noch wenig Würde zu erkennen.


Trotz allem – wenn die Würde jedes einzelnen Menschen unantastbar ist – dann muss eine kultivierte Gesellschaft wie unsere auch diese Auswüchse mittragen und sollte gegebenenfalls mit Hilfe und Wärme auf Menschen mit wenig Selbstwert zugehen.


Wie siehst du das? Deine Meinung würde mich interessieren.


 
 
 

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